Zu Hause gibt es derzeit mehr Konflikte
Die
Familienberatungsstelle der Diakonie in Lübbecke macht Jugendlichen und deren
Familien Gesprächsangebote – gerade jetzt in der Pandemie.
„Ich habe das Gefühl,
dass ich es zuhause nicht mehr aushalte. Solche oder ähnliche Sätze bekommen
die Berater und Beraterinnen der Familienberatungsstelle der Diakonie in
Lübbecke momentan häufig von Jugendlichen zu hören. Ein Jahr Pandemie und die
damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen und sozialen Lebens treffen
gerade Jugendlichen hart. Durch die Schließung der öffentlichen Räume, Sport-
und Freizeitstätten fallen für sie Möglichkeiten weg, die bei der
Identitätsbildung eine wichtige Rolle spielen.
„In der Pubertät müssen Jugendliche verschiedene
Entwicklungsaufgaben bewältigen. Sie suchen in dieser Phase nach
Eigenständigkeit und Autonomie. Dabei geht es in erster Linie um Unabhängigkeit
und Selbstbestimmung“ erklärt Hans Werner Dielitzsch, Leiter der
Familienberatungsstelle der Diakonie in Lübbecke. „Für Jugendliche ist
einerseits der soziale Raum an sich von Bedeutung, andererseits ist es wichtig,
dass die Jugendlichen unter sich sein können, Freiräume haben, um Gleichaltrige
zu treffen und Erfahrungen ohne die Anwesenheit von Erwachsenen machen können“,
sagt Dielitzsch.
In den Gesprächen
mit den Jugendlichen bemerkt das Team der Beratungsstelle, wie die
Einschränkungen ihre Wirkung zeigen. Das Leben dreht sich nur noch um die Schule
und der Kontakt zu Gleichaltrigen findet vorwiegend im virtuellen Raum statt. „Offline-Erfahrungen“
wie Hobbys, Ehrenamt oder ganz Allgemein die Zeit mit Freunden sind aufgrund
der Schutzverordnung nicht möglich. Corona bedeutet für viele Jugendliche,
stärker an den häuslichen Raum und das Umfeld der Familie gebunden zu sein. Konflikte
mit den Eltern sind altersgemäß programmiert und belasten für alle Beteiligten
den Alltag, weiß der Familienberater aus Erfahrung. Wichtig sei hier für beide
Seiten (Eltern und Jugendliche) ein gegenseitiges Verständnis für ihre
Situation zu gewinnen, sich mit den jungen Menschen, ihren Sorgen aber auch
ihren Ideen auszutauschen und sie so in ihrer Autonomie anzuerkennen und zu
stärken.
„Wenn ich es
schaffe gelassener zu reagieren, dann kann auch mein Kind anders reagieren“,
ist eine Erkenntnis, die viele Eltern im Verlauf der Beratung erlangen und die
beiden Seiten eine Perspektive gibt, wie sie mit dieser für alle schwierigen
Situation umgehen können, erläutert Dielitzsch.
Wenn sich Kinder oder Jugendliche stark
zurückziehen oder wenn sie selbst Belastungen äußern, dann finden Eltern,
Kinder und auch Jugendliche ohne Begleitung ihrer Eltern Hilfe bei der
Familienberatungsstelle der Diakonie in Lübbecke, Telefon 05741/ 9559.