Hilfe und Unterstützung mit Wirkung
DIE DIAKONIE
Mitglieder
des Bundestags im Gespräch mit den Migrationsdiensten der Diakonie
Zuwanderung kennt viele Wege.
Krieg, Vertreibung und Krisen aber auch wirtschaftliche Gründe sind
verantwortlich dafür, dass Menschen sich auf den Weg machen. Das ist seit jeher
so. Die öffentlichen Debatten zum Thema Migration werden aktuell jedoch sehr
kontrovers aus allen politischen Richtungen geführt. Einig ist man sich
parteipolitisch weitestgehend darüber, dass unsere Gesellschaft Zuwanderung
benötigt, um den Wohlstand und die Versorgung mit Dienstleistungen - wie etwa
die Pflege von alten und kranken Menschen - im Land langfristig sicherstellen
zu können. Immer wieder wird dabei ein progressives Management der Zuwanderung
gefordert. Um über diese Thematik ins Gespräch zu kommen, nahmen die
Bundestagsabgeordneten Dr. Oliver Vogt (CDU) und Frank Schäffler (FDP) die
Einladung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Lübbecke anlässlich des
bundesweiten Aktionstages der der Bundesprogramme Jugendmigrationsdienst (JMD)
und Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) am 19. September gerne
wahr, um sich einen Eindruck von ihrer Arbeit zu verschaffen. Zum gemeinsamen
Austausch waren neben den Abgeordneten auch Ratsuchende sowie
Kooperationspartner eingeladen, die von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit
mit den beiden Migrationsdiensten berichteten.
Teilhabeförderung und Integration als vorrangige Aufgabe
Das oberste Ziel der Fachdienste
für Migration im Diakonischen Werk ist die Förderung der Teilhabe und der
Integration zugewanderter Menschen im Kreis Minden-Lübbecke. Um den
Integrationsprozess zu fördern, braucht es insbesondere auch staatlich
unabhängige Hilfs- und Beratungsangebote, die die Menschen beim Ankommen in der
neuen Umgebung unterstützen und begleiten. Die Diakonie aus Lübbecke hält
bereits seit mehr als 30 Jahren mit dem Jugendmigrationsdienst in Minden und in
Espelkamp sowie der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte in Espelkamp
ein solches Angebot für Zugewanderte in den verschiedenen Altersgruppen vor.
Und diese Unterstützungsangebote wirken sehr effektiv, wie die Mitarbeitenden Sebastian
Atmer und Sven Steinkühler eingangs der Veranstaltung kurz darstellen. Sei es
hinsichtlich der aufenthalts- oder sozialrechtlichen Belange sowie in Bezug auf
die soziale und berufliche Integration, unterstützen Birgit Meyer in Minden und
ihre Kollegen Sebastian Atmer und Sven Steinkühler in Espelkamp Menschen auf
dem Weg in Ausbildung, Studium und Arbeit. Immer wieder werden auch Angebote zur
Stärkung der interkulturellen Kompetenzen und zur Prävention von Konflikten entwickelt,
um die Menschen im Mühlenkreis im Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt
weiterzubilden. „Davon profitieren Ratsuchende und lokale Betriebe
gleichermaßen.“, erläuterte Lutz Schäfer als Geschäftsführer des Diakonischen
Werks. Der Kräftemangel sei inzwischen über den Bereich der Pflege hinaus sehr
deutlich zu spüren, führte er weiter aus. Die Potentiale der bereits
zugewanderten Personen gerieten dabei zunehmend in den Blick der
Arbeitgebenden.
Eindrucksvoll stellten die
Ratsuchenden Durgesh Goswami und Mahsi Ravanji im weiteren Verlauf des
Gesprächs ihren Weg in Beruf und Ausbildung vor. Herr Goswami schilderte voller
Stolz, dass seine Situation mit der im vergangenen Jahr nun nicht mehr zu
vergleichen sei. Mit Unterstützung von Sebastian Atmer ist es ihm gelungen, nach
ca. 20 Absagen auf seine Bewerbungen im Vorjahr, nun zwei Zusagen zu
Arbeitsplätzen erhalten zu haben und zwischen diesen wählen zu können. Der
junge Mahsi Ravanji berichtete, dass es ihm ohne die Hilfe von Birgit Meyer gar
nicht erst möglich gewesen wäre seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker zu
beginnen. Die dafür notwendige Arbeitserlaubnis bekam er erst nach fünf
Monaten, da die erforderliche Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit auf sich
warten ließ. Beinahe wäre ihm dadurch der bereits zugesagte Ausbildungsplatz
verloren gegangen. „Die Abläufe in den Behörden dauern häufig einfach zu
lange.“, befand Dr. Oliver Vogt von der CDU. Das halte potentielle
Arbeitskräfte zu lange vom Arbeitsmarkt fern.
Migrationsarbeit - ein vielfältiges Aufgabenfeld
Erfreut zeigten sich Vogt wie
auch sein liberales Pendant Schäffler über das gemeinsame Projekt der
Bischof-Hermann-Kunst-Schule und des JMD in Espelkamp. Ins Leben gerufen wurde
das Projekt durch die enge Zusammenarbeit von Irene Dück, Schulsozialarbeiteri
des Ludwig-Steil-Hofs, und Sven Steinkühler. Im Projekt bekommen die
Schülerinnen und Schüler der internationalen Förderklasse konkretere Einblicke
in die gesellschaftlichen Strukturen der Aufnahmegesellschaft und befassen sich
sowohl mit jugendspezifischen Themen, wie auch mit der Frage: „Was bedeuten
Demokratie und Freiheit eigentlich ganz praktisch für unser alltägliches
Leben?“ Auch die Präventionsarbeit ist fester Bestandteil des Projekts und soll
den jungen Menschen Kompetenzen im Umgang mit Konflikten im Alltag vermitteln.
Kooperationen – ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit
Wie wichtig die Expertise der
Migrationsdienste für die Kooperationspartner ist, machten auch die Berichte von
Manuel Sperzel aus der Jugendhilfe der Diakoniestiftung Salem und seines
Klienten Ramazan Ali Rezai deutlich. Sperzel berichtete, dass die Jugendhilfe
insbesondere auf die aufenthalts- und asylrechtlichen Fachkenntnisse der
Migrationsdienste angewiesen sei, da diese Spezialberatung in den Einrichtungen
selbst nicht vorgehalten wird. In der Betreuung und pädagogischen Begleitung
der unbegleiteten Geflüchteten sei diese Form der Beratung gerade im
Asylverfahren unverzichtbar, um den jungen Menschen eine rechtliche
Unterstützung zukommen zu lassen.
Amal Ali, Deutschlehrerin der
Volkshochschule Lübbecker Land, sprach davon, dass einige der Klientinnen und
Klienten ihrer Einrichtung aufgrund ihrer teilweise traumatischen Erlebnisse
oder aufgrund bürokratischer, sprachlicher sowie rechtlicher Barrieren nur
bedingt in der Lage sind, ihre Anliegen selbst zu klären. Da die Einrichtung
diese Form der Beratung nicht selbst leisten könne, freue man sich über die fachliche
Unterstützung aus dem Netzwerk.
Fortführung nur durch sichere Finanzierung
Die Diakonie sieht sich mit ihrem
Angebot für zugewanderte Menschen gut aufgestellt, um weiterhin für die
Akzeptanz von Vielfalt und Zuwanderung in der breiten gesellschaftlichen Mitte
zu werben. Davon profitiere das Land schließlich langfristig auch wirtschaftlich,
darin sind sich die Beratenden einig. „JMD und MBE leisten dazu einen bedeutenden
Beitrag, Menschen den Weg in die Gesellschaft und in den Beruf zu ebnen.“,
stellte Lutz Schäfer fest. Dafür sei jedoch eine dauerhaft auskömmliche
Finanzierung der Angebote sowie die Unterstützung der politisch
Verantwortlichen notwendig. Deshalb wolle man in den Gesprächen mit der Politik
immer wieder sensibilisieren und werben. Denn die Wirksamkeit und der Erfolg
sozialer Arbeit zeichne sich vor allem dadurch aus, dass man darüber spricht
und den Menschen immer wieder bewusst macht, dass sie zur Stärkung des
gesellschaftlichen Zusammenhalts immens beiträgt.
Bild: Masih Ravanji (vorne, v. l.),Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler und Oliver Vogt, Lutz Schäfer, Amal Ali (Mitte, v. l.), Sebastian Atmer, IreneDück, Ramazan Ali Rezai, Anja Kittel, Manuel Sperzel (hinten, v. l.), Sven Steinkühler und Birgit Meyer.
Foto:Diakonie Lübbecke