Espelkamp spendet für Erdebenopfer
Klaus Frensing, Neue Westfälische, 20.2.2023
Jugendmigrationsdienst
und Migrationsberatung für Erwachsene sammeln zusammen mit
Zugewanderten aus den betroffenen Gebieten für Menschen in Syrien und
der Türkei.
Einige benötigen keinen Flyer, andere haben schon gespendet, die
meisten aber zücken das Portemonnaie und spenden für die Erdbebenopfer
in der Türkei und in Syrien. Am Samstagmorgen hatten der
Jugendmigrationsdienst (JMD) und die Migrationsberatung für erwachsene
Zuwanderer (MBE) des Diakonischen Werkes in Lübbecke gemeinsam eine
große Spendenaktion im Espelkamper Marktkauf organisiert.
„Bensu
Aggül, Sozialarbeiterin beim JMD, hatte die Idee“, erzählt Sebastian
Atmer vom MBE. Gerade in Espelkamp und im Lübbecker Land leben eine
ganze Reihe von Türken, Kurden und Syrern, deren Verwandte und Freunde
in den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten im Nordwesten Syriens und
im Südosten der Türkei zu Hause sind. „Millionen Menschen sind von der
Zerstörung durch das Erdbeben betroffen und brauchen unsere Hilfe, nicht
nur jetzt, sondern auch in den kommenden Monaten“, erläutern sie. Eine
Gruppe von Zugewanderten aus den betroffenen Erdbebengebieten erklärte
sich sofort bereit mitzumachen. Unterstützung kommt zudem vom Verein
„Mitmenschen“ in Person von Ulrike Vieker.
Der
Marktkauf in Espelkamp hatte ihnen „Asyl“ gewährt und so hatte die
Gruppe im Eingangsbereich ihren Stand aufgebaut. Auf dem Tisch standen
mehrere Waffeleisen. Bensu Aggül hatte mit Roweida Mawas den Teig
vorbereitet. Gemeinsam mit Fahad Albarri, Hany Hamandi und Suhel Bosmar
backten sie die Waffeln.
„Ich finde das gut, dass sie hier sammeln“
Andere
nehmen Flyer und Spendendosen in die Hand und sprechen die
morgendlichen Einkäufer an. Für viele Menschen war es kein Thema zu
spenden. Sie hatten die Bilder der großen Zerstörung im Fernsehen
gesehen. Hans Schmidt ließ einen Schein im Schlitz der Dose
verschwinden. „Ich finde das gut, dass sie hier sammeln. Man kann das
nur unterstützen. Das Fernsehen zeigt ja jeden Tag, was dort los ist. Da
steht ja kaum noch ein Stein auf dem anderen“, sagt er.
Aiman
Zeidan ist vor acht Jahren vor dem Bürgerkrieg aus Syrien geflohen.
Seitdem lebt er in Espelkamp und arbeitet als Pflegehelfer im
Ludwig-Steil-Hof und als Übersetzer. Er berichtet: „Mein Vater, der
immer sehr früh aufsteht, hat gemerkt, wie sein Haus in Bewegung geriet.
Er hat dann meine Mutter geweckt und zusammen haben sie, so schnell sie
konnten, das Gebäude verlassen. Als sie ungefähr 500 Meter gelaufen
waren, ist ihr Haus auch schon eingestürzt“, erzählt er. Seitdem lebten
sie gemeinsam mit vielen anderen obdachlos gewordenen Menschen in einer
großen Kirche. Dort sind sie vor Regen und Kälte einigermaßen geschützt.
Noch vor kurzem habe es wieder ein größeres Nachbeben der Stärke 5
gegeben. Er habe seine Eltern nach Deutschland holen wollen, doch sein
Vater habe abgelehnt. „Er will nicht aus seiner Heimat weggehen“, sagt
Aiman Zeidan. Seine Eltern leben in der Hafenstadt Tartous im Nordwesten
Syriens.
Immer wieder gibt es Nachbeben
Dann
spricht er zusammen mit Sebastian Atmer wieder die Marktkauf-Kunden an,
verteilt Flyer und bittet um Spenden. Ulrike Böttcher hielt kurz an und
greift in ihre Geldbörse. Dafür bekommt sie zum Dank die erste frisch
gebackene Waffel dieses Morgens. „Man muss den Menschen einfach helfen“,
sagt sie
„Die Spenden gehen zur Hälfte direkt an
persönlich betroffene Angehörige von Ratsuchenden aus unseren
Beratungsstellen in Espelkamp. Die zweite Hälfte geht zum Aktionsbündnis
Katastrophenhilfe, ein Zusammenschluss von Caritas international,
Deutsches Rotes Kreuz, Unicef und Diakonie Katastrophenhilfe“, erzählen
Bensu Aggül und Sebastian Atmer.
Für weitere Spenden hat die Diakonie ein Spendenkonto bei der Sparkasse Minden-Lübbecke eingerichtet.